Wolfgangs Bulli-Story #1: Die frühen Jahre, der erste Bus
Seit 1980 ist Wolfgang Stöberl aus Österreich Bulli-Fahrer und hat mit seiner Frau Herta zigtausende Kilometer und unzählige Campingurlaube in T2 erlebt. In einer kleinen Serie stellen wir Wolfgang und Herta, die Bullis, Reisen und die Bulli-Motoren vor. Es beginnt mit Wolfgangs erstem T2 (1980 bis 1986).
Hallo Bulli-Freunde!
Alles begann damit, dass ich in Jugendjahren durch Zeltlager mit dem Fahrrad und danach auf Reisen mit Freunden per Auto und Zelt die Liebe zum Campieren entdeckte.
Als ich dann schon ein eigenes Auto besaß, planten wir eine Reise mit fünf Pkw nach Norwegen. Es waren zwei 2CV, ein Renault R4, bei denen jeweils die Rückbank für den Schlafplatz ausgebaut war, ein Opel Rekord mit Liegesitzen und mein Opel Kadett. Da ich alleine war, baute ich den Beifahrersitz aus, legte ein Brett samt Luftmatratze hinein, montierte Vorhänge und fertig war das Urlaubsauto.
So waren wir flexibler und mussten im Regen kein nasses Zelt einpacken. Kochen und alles andere spielte sich dennoch im Freien ab. Doch ich träumte immer mehr von einem Campingbus.
Meinen ersten VW Bus – einen T2, Baujahr 1970 – erwarb ich 1980.
Er war ein ausrangiertes Dienstfahrzeug vom Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen. Um dieses in fahrbereiten Zustand zu versetzen, waren umfangreiche Schweißarbeiten notwendig. Da dieser Bulli von einem befreundeten Pfarrer gesponsert wurde, damit er auf Jugendlager fahren könne, musste die Einrichtung flexibel gestaltet werden.
Meine erste Campingreise mit einem Bulli im Jahr 1980 führte mich nach Schottland. Alles verlief wunderbar und ich war begeistert vom Campen mit einem Bulli.
Nur auf der Heimfahrt gab es zwei kleine Probleme. Als ich mitten in Deutschland auf der Autobahn vom Gas ging, tat sich gar nichts. Der Bus fuhr Vollgas weiter. Mit zwischendurch Herunterbremsen handelte ich mich bis zur nächsten Raststation weiter. Ich wollte nicht vorher stehenbleiben, denn falls ich Hilfe benötigen würde, wäre es dort einfacher.
Es war aber nur die Gasrückzugsfeder gebrochen. Das war eine Kleinigkeit und es ging bald wieder weiter bis nach München. Dort verbrachten wir einen gemütlichen Abend. Als ich dann den Bulli wieder starten wollte, sprang dieser einfach nicht an. Ich war verwundert, denn bis dahin war er problemlos gelaufen. Bei einem kurzen Durchcheck stellte sich heraus, dass der Unterbrecherkontakt abgenützt war. Ich stellte diesen und die Zündung neu ein und schon war wieder alles ok. Warum der Motor vorher einwandfrei gelaufen ist, bleibt ein Rätsel.
Als ich 1983 meine Frau Herta kennen lernte, war vorerst von Camping keine Rede. Zwei Jahre später schlug ich ihr eine Reise nach Istanbul und anschließend nach Griechenland mit dem Campingbus vor. Zu meinem Erstaunen willigte sie sofort ein. Ich gestaltete den Bus so praktisch wie möglich, jedoch ohne übertriebenen Aufwand, denn ich war mir nicht sicher, ob daraus etwas Dauerhaftes würde. Der Urlaub war wunderschön und meine Frau wurde zur begeisterten Camperin.
Eines Tages passierte für mich etwas Unglaubliches. Mir begegnete am 8. März 1986, als ich bei der Fa. Gerhold Industriegase dienstlich zu tun hatte, der Bulli meiner Träume: ein T2 mit Hochdach und hoher Schiebetür. Da er schon sehr gebraucht aussah, aber rostmäßig in gar keinem so schlechten Zustand war, fragte ich den damaligen Betriebsleiter, ob der nicht vielleicht zu haben sei. Zu meiner Überraschung teilte mir der Betriebsleiter mit, dass sie vorhätten, den Bus bald abzustoßen.
Ich bat, mich anzurufen, sobald der Bus zum Verkauf stünde. Ich plante nämlich, diesen Bus zu einem Campingbus umzubauen. Da erzählte mir der Betriebsleiter, dass dieser Bus ursprünglich als Campingfahrzeug vom Chef verwendet worden war. Er versprach mir, mich zu verständigen, wenn der Bus verkauft werden sollte. Dass das aber noch einige Zeit dauern würde, war klar, und so musste der nächste Urlaub abermals mit dem bisherigen Bulli durchgeführt werden. Ich baute einen neuen Kühlschrank ein und verbesserte noch ein paar Kleinigkeiten.
Die nächste Reise führte uns wieder in die Türkei. Es ging über Istanbul, Ankara, Hattuscha nach Kappadokien und von dort weiter in den Südosten nach Mersin. Dann fuhren wir die Südküste entlang zurück über Alanya nach Antalya und von dort nach Hause. Damals waren jede Menge VW Busse als Camper unterwegs. Teilweise traf man einander immer wieder auf den verschiedenen Campingplätzen.
Einmal kam ich mit einem deutschen Bullifahrer ins Plaudern. Unter anderem beklagte er sich, dass man die Autobusse kaum überholen könne und diese meist rücksichtslos seien. Ich meinte kurz darauf: „Dann warst du nicht schnell genug.“ Natürlich habe ich nicht verraten, dass ich einen etwas getunten Motor eingebaut hatte.
Eine weitere nette Begebenheit: Die letzten Urlaubstage verbrachten wir in Kemer (etwas südlich von Antalya) auf einem wunderschönen Campingplatz. In der Früh durfte man den Platz erst ab 8 Uhr verlassen. Am Tag vor der Heimreise erkundigte ich mich, ob ich nicht schon um 6 Uhr vom Campingplatz wegfahren könne.
Daraufhin fragte mich der Campingplatzbesitzer, wozu das notwendig sei. Ich antwortete: "Ich möchte morgen bis an die Grenze zu Bulgarien nach Edirne fahren." Das sind 1051 Kilometer quer durch die Türkei, und das alles fast ohne Autobahn. Der Campingplatzbesitzer meinte: "Das geht sich nie aus." Wir waren am nächsten Abend um 19:30 Uhr in Edirne. Spätestens dann war klar, wie gut es ist, ein paar Pferde mehr zu haben.
Am folgenden Tag ging es bereits um 6 Uhr los, denn es war noch ein weiter Weg bis nach Hause. Nach ein paar Kilometern liefen wir auf eine stehende Kolonne auf. Es waren Unmengen von Gastarbeitern auf der Rückreise und der Computer an der Grenze war ausgefallen.
Nach vier Stunden Stillstand reichte es mir. Ich scherte aus der Kolonne aus und fuhr auf einen Feldweg neben der Straße Richtung Grenze. Dort erklärte ich einem Zollbeamten, dass wir Touristen seien und nach Hause wollten. Ich bekam die notwendigen Stempel in unsere Pässe, stellte ein Fass, das zur Absperrung diente, auf die Seite, und weiter ging es.
In Bulgarien wollte keiner tanken, denn man hätte erst Geld wechseln müssen. Bis Jugoslawien waren es gut 400 Kilometer, was gerade der Reichweite unseres Bullis entsprach.
Also ging’s gleich nach der Grenze ab zur nächsten Tankstelle. Dort stand jedoch schon eine lange Schlange von Autos und das Tanken ging sehr langsam vor sich. So entschlossen wir uns, abwechselnd essen zu gehen, damit wir nicht noch mehr Zeit verlieren würden.
Auch zum Wechsel von einem Vorderreifen reichte die Zeit noch aus - das Profil hatte auf dem türkischen Rauasphalt verdammt abgenommen. Nach rund zwei Stunden konnten wir endlich weiterfahren. Am nächsten Nachmittag kamen wir dann glücklich daheim an.
Zu Hause begann das bange Warten auf den "neuen" Bulli, der eigentlich zwei Jahre älter war. Nachdem ich bis in den Herbst nichts von der Fa. Gerhold gehört hatte, musste ich unbedingt nachfragen, wann der Bus endlich verkauft würde.
Ich wurde abermals vertröstet, doch man versprach mir, mich sicher vom Verkauf zu informieren. Und so wartete ich weiterhin.
Bis bald, Wolfgang!
Wie lange Wolfgang noch auf den Wunsch-Bulli warten musste und wie seine Bulli-Story weiterging, erfahrt Ihr bald im zweiten Teil unserer Serie.