Neues Buch: VW LT - Alle Modelle 1975-1996
Der VW LT ist der große Bruder des Bulli, geboren in den 70er-Jahren. Nun hat Matthias Röcke dem "Lasten-Transporter" ein Buch gewidmet. Heiko Wacker hat es gelesen. Hier ist seine Rezension.
Mit dem neuen Crafter haben die Jungs aus Hannover einen Volltreffer gelandet – und einen veritablen Alleskönner auf die Räder gestellt. Und das rückt natürlich auch den Ur-Ahnen wieder in den Fokus. Wobei, was heißt hier „wieder“? Eigentlich war er ja nie weg, der LT, der „Lasten-Transporter“, der schon Mitte der 1970er-Jahre die Front des VW T3 vorwegnahm. Denn auch mehr als 20 Jahre nach Produktionsende rollt der LT noch im Gewerbeeinsatz: Man sieht ihn auf dem Wochenmarkt und auf dem Spargelacker, beim Installateur, bei der Feuerwehr und natürlich auch auf dem Campingplatz. Tja, ein Multitalent eben, mit vielen Einsatzmöglichkeiten.
Um die geht es auch bei Matthias Röcke, der dem LT ein jüngst im Heel Verlag erschienenes Buch widmete, das sich weniger um die technischen Entwicklungslinien und Modellpflegemaßnahmen bemüht, als vielmehr um die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des „Großen Bruders“ aus Hannover, der das Segment von 2,8 bis 5,6 Tonnen abdeckte.
Für VW war damit die ideale Ergänzung zum T2 „nach oben“ geglückt: Nun konnten auch jene Kunden, denen die Nutzlast des Transporters nicht genügte, der Marke treu bleiben. Dabei trat der LT klar gegen die Kölner Konkurrenz in Form des Ford Transit, und vor allem gegen die Transporter von Mercedes-Benz – die 206er, 207er und später die „Bremer Transporter“ vom Typ T1 – an. Ja, es gab eben auch einen T1 mit Stern. Aber das ist eine andere Geschichte, hier geht es um den LT.
Der hatte viele Seelen, wie Matthias Röcke in seinem Buch zeigt, das sich gerade auch um die zahlreichen Aufbauvarianten bemüht, und dabei den Kastenwagen ebenso ins Visier nimmt wie die Blaulichtfraktion oder die besonders aufwändigen Busumbauten, wie sie beispielsweise Auwärter anbot, der auf Basis des LT 50 einen Panoramabus mit einem halben Dutzend Sitzreihen realisierte – natürlich mit den für Auwärter so typischen XXL-Fensterflächen.
Doch auch andere Hersteller, selbst im sozialistischen Ausland – ja ja, damals, als der Eiserne Vorhang Europa teilte, war das alles nicht so einfach – kommen zur Sprache, zum Teil mit bislang nicht gesehenen Fotos. Außerdem, und das macht das Buch durchaus charmant, lässt der Autor Zeitzeugen und Fans zu Wort kommen: Ernö Bartha war bei Ikarus in Ungarn dabei, als auf LT-Basis ein Stadtbus entwickelt wurde, Ralph Senft setzt heute noch beim Messe-Pendelverkehr auf LT und Julia Schygulla verhilft einem 1977er mit Perkins-Diesel mit 65 PS zu einem zweiten Leben als Reisemobil.
Am Ende gibt Röcke dann auch noch ein paar Tipps zum LT im „Ruhestand“, wobei der längst nicht so hoch auf der Kultwelle reitet wie der Bulli, auch preislich nicht. Seine Freunde hat er dennoch, der große Bruder. Und die werden ihren Spaß haben am vorliegenden Buch. Es stellt zwar keine allumfassende Enzyklopädie dar – das ließe sich alleine wegen der vielen technischen Entwicklungsschritte auf den 144 Seiten auch gar nicht machen – doch öffnet es einige sehr interessante Fenster in die spannende Geschichte des großen Hannoveraners.
Röcke, Matthias: VW LT. Alle Modelle 1975-1996. Heel Verlag Königswinter 2017, 144 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 215 x 303 mm, ISBN 978-3-95843-504-9, 29,95 Euro.