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VW Bus: Hommage an den Kult

Richard Copping kennt man in der Bulli-Szene – mit rund zwei Dutzend Büchern zum Thema ist er einer der produktivsten Autoren. Da hat sich im Laufe der Jahre eine ganze Menge an Material gesammelt, das Eingang fand in sein jüngstes Projekt, das zu Recht unter dem Titel „Hommage“ firmiert.

 ©Heel-Verlag

Entsprechend treu hält sich der schreiblustige Brite an die Relevanz der drei ersten Baureihen: Dem T1 räumt er den größten Raum ein, wird hier doch der Grundstein für eine automobile Legende gelegt, die sich im T2 fortsetzt und im T3 manifestiert. Die weiteren Generationen werden wegen des „vergleichsweise jugendlichen Alters“ allenfalls erwähnt. Das geht aber in Ordnung.

Mehr als nur in Ordnung geht die gesunde Mischung aus Text- und Bildanteilen. Natürlich kennt man das ein oder andere Foto – weil Richard jedoch eine ganze Wagenladung bislang nur sehr selten oder auch gar nicht bei uns veröffentlichte Abbildungen berücksichtigt, sollte man sich bereits fürs erste Durchblättern Zeit nehmen. Viel Zeit ...

Als Szenekenner outet sich der Autor dann spätestens bei den harten Fakten und Hintergrundinformationen. Ganz besonders interessant ist seine gelungene Rehabilitation des VW-Lenkers Nordhoff und seines Wirkens zugunsten des VW Bulli. Und hier kann es passieren, dass man sich ruckzuck festfrisst im Buch, und die atemberaubend schnelle Entwicklung des Bulli in den deutschen Nachkriegsjahren nachverfolgt. Von der aus der Not geborenen Idee der seitlichen Türen bis hin zur im Windkanal gestalteten „Brotlaibform“, die den Verbrauch um zwei auf neun Liter zu drücken vermochte.

In diesem Zusammenhang wird auch die legendäre Zeichnung des niederländischen VW-Generalimporteurs Ben Pon vom 23. April 1947 neu bewertet, wird der Umzug der Produktion von Wolfsburg nach Hannover begleitet oder die Geschichte der ersten Allrad-Transporter erzählt. Neue Sichtweisen auf scheinbar bekannte Themenfelder also. Netterweise widmet der Brite den Camperausführungen noch ein Sonderkapitel – das freut einen doch.

Im Original erschien das Buch bereits 2011, der Heel-Verlag brachte es nun dieser Tage in deutscher Übersetzung auf den Markt, wobei der Preis von knapp 30 Euro angesichts der gebotenen Daten- und Bilderflut völlig gerechtfertigt ist. Immerhin steht hier nicht nur „noch ein Bulli-Buch“ im Schrank. Sondern eine gelungene Hommage eben. Bleibt zu hoffen, dass der Autor inzwischen selbst auch einen VW-Bus hat, schreibt er doch in seinem Vorwort von 2011, dass er nie einen besessen habe. Vielleicht sollte er mal in seinem eigenen Buch schmökern: das würde man dann Selbstheilung nennen …

 

Richard Copping: VW Bus. Eine Hommage an den Kult-Transporter. Heel Verlag Königswinter 2016, übersetzt von Heiner Stertkamp, gebunden mit Schutzumschlag, 149 Seiten, ca. 300 größtenteils farb. Abb., 255 x 255 mm, ISBN 978-3-95843-300-7, 29,95 Euro.

Heiko P. Wacker