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Spacecamper: Besondere VW-Bus-Ausbauten seit 2006

Zu den bekanntesten Um- und Ausbauern von neueren VW Bussen zählt die Firma Spacecamper. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen 50 Mitarbeiter, die sechs Baureihen anfertigen.

Spacecamper-Fahrzeug.

 ©Michael Kirchberger

Als zu Beginn der wachsenden Caravaning-Welle immer mehr Handwerks-Betriebe und mittelständische Unternehmen auf den Zug aufsprangen, war es mit der praxisgerechten Entwicklung nicht weit her. Die Ferien im selbst entworfenen Reisemobil zu verbringen, war für viele Konstrukteure undenkbar. Heute hat sich das zumindest bei den kleineren Manufakturen und Start-Ups geändert. Hier stellen sie ihre Entwicklungen in der Freizeit oder im Urlaub auf die Probe. So auch beim Van-Ausbauer Spacecamper in Darmstadt. Seit 2006 macht er den VW T6 zum Allround-Fahrzeug für Beruf, Alltag und Freizeit. Mit großer Hingabe und unter ständigen Verbesserungen sind so sechs Baureihen entstanden, 50 Mitarbeiter bauen im Jahr 200 Bullis um.

Die Idee kam aus der Praxis. VW-Bus sind die meisten der Mitarbeiter bereits vor ihr Spacecamper-Zeit gefahren. So auch Ben Wawra und Markus Riese, der auch den Nobel-Fahrrad-Hersteller Riese&Müller zum Erfolg geführt hat. Beide gründeten vor gut 16 Jahren die Manufaktur Spacecamper mit dem Ziel, das so starr gewordene, gängige Ausbaumuster des VW Bus zu verändern.

 ©Michael Kirchberger

Auf dem Caravan Salon des Jahres 2006 zeigten sie ihre Idee zum ersten Mal vor großem Publikum, und ließen die Messebesucher auf ihrem Stand durch aufgeschütteten Sand laufen. Das Geriesel wirkt bei den üblichen Ausbauarten des Bulli mit einem Schienensystem im Wohnraumboden, auf dem die Rückbank verankert wird, überaus kontraproduktiv, weil die feinen Körnchen den Mechanismus schwergängig machen oder gar blockieren. Im ersten Space Camper wie auch in allen anderen, gab es dieses Schienensystem nicht, man wollte zeigen, dass eine multifunktionelle Sitz-/Schlafbank auch ohne Schieberei nutzbar ist.

In der Tat lässt sich die patentierte Konstruktion – Kernstück eines jeden Space Camper – in Sekundenschnelle umklappen. Schlafsack drauf, fertig ist das Bett mit den Maßen 2,05 mal 1,65 Meter. Vor allem mit seiner Breite findet die Liegefläche Gefallen.

 ©Michael Kirchberger

Da die Küche anderenorts eingebaut wird, bietet das Space-Camper-Bett 25 Zentimeter mehr als der Klassiker California von Volkswagen Nutzfahrzeuge.

Der Tisch davor ist nicht nur Tisch. Über einen Öldruckdämpfer wird er in Position gebracht und arretiert, auf Wunsch findet sich unter zwei Abdeckplatten in seiner Mitte eine Kochstelle mit zwei Gasflammen und eine Minispüle. Freiluftkochen geht auch, entweder mit einem schwenkbaren Küchenmodul, das im Modell Limited Open durch die serienmäßige zweite Schiebetür auf der Fahrerseite ins Freie gleitet.

Alternativ gibt es eine komplette Küche mit Wasserversorgung, Kocher und Kühlbox auch als Auszug im Heck, die geöffnete Heckklappe und ein maßgeschneidertes Zelt schützen vor Regen und Wind.

Cpacecamper-Vertriebschef Markus Lieberau.

 ©Michael Kirchberger

„Wir wollen eben nicht nur ein Reisemobil anbieten, sondern ein Fahrzeug, das auch als Alltagsauto, Transporter oder rollendes Büro ohne Einschränkungen nutzbar ist“, sagt Markus Liebenau, der Marketing und Vertrieb bei Spacecamper leitet. Die Rückbank etwa lasse sich von einer Person ohne Werkzeug in wenigen Minuten ohne große Kraftanstrengungen ausbauen. Dann eignet sich der Innenraum für den Transport sperrigster Güter, mehr als 5000 Liter Kofferraum warten darauf, beladen zu werden. Andererseits hat Gründer Ben Wawra seinen festen Wohnsitz vorübergehend aufgegeben und zwei Jahre in seinem Spacecamper Classic gelebt. Schließlich gibt es auf Wunsch eine Außendusche und sogar eine klappbare Trockentoilette mit Einwegbeutelsystem.

Das einzige Ausbauteil des Reisemobils, das die Darmstädter nicht selber herstellen, ist das Original-Klappdach von VW, so wie es auch im California eingebaut wird. Die 2,0 mal 1,20 Meter große Matratze liegt auf Tellerfedern, neben den Seitenfenstern gibt es den großen Panorama-Ausschnitt im vorderen Zeltstoff, der sich vollständig öffnen lässt. Auch die Markisenleiste ist auf beiden Seiten des Wagens vorhanden, man denkt eben an die zweite Schiebetür.

 ©Spacecamper

Ob es Pläne gibt, auch andere Basisfahrzeuge auszubauen? „Im Augenblick nicht,“, sagt Markus Liebenau. Wir haben immer wieder Anfragen von anderen Herstellern, ob wir nicht mal einen anderen Transporter ausbauen wollen, aber wir beschränken uns bis auf weiteres auf den Bulli.“ Ganz auszuschließen ist es allerdings nicht, dass die Darmstädter sich den neuen Multivan mit Plug-In-Hybridtechnik oder auch den vollständig elektrischen ID Buzz von VW genauer angesehen haben. Denn in manchen Kreisen wird die Elektromobilität auch beim Campen zunehmend geschätzt.

Was das Hobby jedoch nochmals erheblich verteuern dürfte. Schon heute muss 60.365 Euro zahlen, wer sich das Einstiegsmodell Spacecamper light leisten will. Dafür bekommt er allerdings auch nur den Zweiliter-TDI mit 81 kW (110 PS) und ein manuelles Fünfganggetriebe. In munteren Schritten springt der Preis mit der Leistung nach oben, für die Spitzenmotorisierung mit 150 kW (204 PS) Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb sind rund 13.000 Euro Aufpreis fällig. Darin sind die vielfältigen Extras wie Assistenzsysteme und Infotainment von Volkswagen noch gar nicht enthalten, auch bei Space Camper lässt sich der eine oder andere Euro sehr leicht in begehrenswerte Mehrausstattung investieren.

 ©Spacecamper

Die technische Ausstattung ist unterdessen üppig dimensioniert. Gleich zwei Bordbatterien versorgen die Technik oder Laptops und Handys mit Strom, mit zwei mal 75 Ah lässt sich auch ein Wechselrichter betreiben und Wechselstrom herstellen. Auch findige Details wie ein „Hängemattenpunkt“ ist darin enthalten, der hilft, wenn es weit und breit nur einen Baum gibt.

Vor allem aber punkten die Darmstädter Bulli-Experten mit vielfältigen Individualisierungsangeboten. Außenfarbe oder Polstermaterial stehen zur Disposition. Dass viele der Campingmobile aus Südhessen die 100.000-Euro-Marke lässig passieren, gibt Markus Lieberau gerne zu. „Manche Kunden haben eben ausgefallene Wünsche und sind bereit, dafür Geld auszugeben“, sagt er und zeigt auf einen Limited Open mit pinkfarbenem Außenlack. „Da hat allein die Lackierung 7000 Euro Aufpreis ausgemacht.“

Michael Kirchberger aum

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