Mit dem Bulli in Frankreich
Vom großen Bulli-Treffen in Warendorf geht’s am 7. September 2003 los: Über Belgien und Nordfrankreich sind wir – durch das mit Backsteinhäusern im flämischen Stil erbaute Arras und Albert mit dem goldenen Kirchturmhelm, Le Tréport, Etretat mit den senkrechten Kreideklippen – an die Küste der Normandie gekommen.
Über die Seine-Mündung bei Le Havre erreichen wir schließlich Honfleur. Ein zauberhafter kleiner Ort. An die Kopfsteinpflaster-Promenade um das alte Hafenbecken schmiegen sich schmale, hohe Fischerhäuser.
Granville, von trutziger Mauer umgeben, lässt den Reisenden auch heute nur über die Zugbrücke ein. Der Mont St. Michel: Die Verlegung eines kleinen Flusses soll ihn vor der Verlandung schützen, er soll - wie zu alten Zeiten - eine Insel bleiben. Mönche hatten einst ein Kloster auf den Inselberg gebaut. Nun schiebt man sich von der Dammstraße über steile schmale Gassen zusammen mit Japanern, Amerikanern, Deutschen, Engländern und Franzosen der Klosterkirche auf dem Gipfel entgegen.
Wir erreichen die Bretagne. Ein Abstecher ins Landesinnere bringt uns nach Dinan: Fachwerkhäuser im Ortskern. Das alte Straßenpflaster lenkt uns zum unteren Stadtteil am Fluss Rance. Von der anderen Seite der alten Brücke steht die Stadt vor dem Betrachter. So trutzig der Granit auch ist, so viele malerische Winkel bietet die Stadt. Am Rande der kleinen Straßen locken immer wieder kleine Campingplätze, die oft nur noch zwei, drei andere Gäste haben.
Bei Paimpol werden die Ortsschilder zweisprachig, ab hier wird im Alltag die alte keltische Sprache, das Bretonische, gesprochen. Wir setzen auf die Insel Bréhat über: Weit ist der Weg bis zum Anlieger bei Ebbe, der Unterschied zwischen den Gezeiten ist sehr groß. Auf der Insel begleitet uns die Sonne, und der Wind weht hinterher. Von weitem lädt Kaffee-Geruch zum kleinen Schwarzen vor Cafés hinter bewucherten Mauern.
Zurück auf dem Festland bringt uns der gute Bulli weiter gen Westen: Wir genießen die Sonne auf einer Wiese oder gleiten über kleine Sträßchen zwischen blumenbewachsenen Mauern. Bei Faou begrüßt uns ein Dorfhund auf der Caféterrasse; der alte Wirt bringt den Kaffee einzeln mit zittriger Hand. Weiter geht’s durch die Sonntagslandschaft über Landévenec mit seiner Abtei aus dem 5. Jahrhundert und den vielen gut erhaltenen Steinkreuzen, auf den Menez-Hom, einen heidekrautbewachsenen "Berg" von 300 Metern, von dem es eine weite Aussicht über die Küste gibt.
Ein Strandbesuch bei Douarnenez, zum Wasser geht’s zunächst durch Tang und Seegras. Wir übernachten in Penmarc’h mit dem Leuchtturm d’Eckmühl, der einen Blick auf Küste, Orbi et Bulli bietet. In der ehemaligen bretonischen Hauptstadt Quimper sind wir im Fachwerkrausch. Solch schöne, gemütliche Straßen, alte Läden, urige Cafés! Wir kaufen eine Doppel-CD mit bretonischer Musik, helfen, einen Kleiderständer wieder aufzurichten, treten dabei in Hundedreck. Dabei, ihn am Brunnen von den Sandalen zu waschen, fällt die Kamera ins Wasser. Es braucht einen Tag mit dem 12 V-Föhn, um sie wieder flott zu kriegen.
Nun an der Südküste nach Osten: Das Land der Dolmen und Menhire. Vor bis zu 4.600 Jahren wurden hier Megalithgräber und Steinalleen gesetzt. Viele sind graviert mit rätselhaften Mustern. Manche liegen nun am Strand, manche inmitten einer Ortschaft. Die Gräber sind zugänglich für jedermann, zuweilen ist eine Taschenlampe nötig.
Wir besuchen den Tumulus de Tumiac, von dem Cäsar die Seeschlacht gegen die Veneter auf dem Golfe du Morbihon verfolgte, fahren auf die Insel Gavrinis mit ihrem ganz besonders schönen Megalithgrab und besuchen das heimelige Auray.
Nach dem Besuch der heutigen Hauptstadt Vannes (Gwenned) verlassen wir die Bretagne und treten nach zehn sonnigen Tagen voller Lebenslust und Gemütlichkeit die Heimfahrt an.
Dieser und die nachfolgenden Artikel von Hermann Hülder sind in 2010 zuerst in der Wattenscheider Lokalausgabe der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" erschienen und wurden mit freundlicher Genehmigung der Redaktion und des Autors bei VW-Bulli.de veröffentlicht.