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Alaska-Reise

Eigentlich waren Torsten Schmitz und Dirk Dahmer mit einem VW Käfer auf der Panamericana unterwegs. Währenddessen erlebten sie jedoch ein Bulli-Abenteuer, das sie bis nach Alaska führte.

Bei unserer Käfer-Tour auf der Panamericana (nachzulesen auf unserer Internetseite) kam uns eine günstige Gelegenheit dazwischen: Wir wollten schon immer einmal Alaska sehen und in der Nähe der Stadt Fairbanks wartete ein T1-Bulli auf uns.

Mit einem Koffer voller Ersatzteile, einer Tasche mit Werkzeugen und einer gewaltigen Portion Optimismus reisten wir an, nahmen den Bulli in Empfang und bedienten uns auf einem Schrottplatz bei den herumstehenden Ersatzteil-Bussen.

Die Reparatur des Bullis, den wir auf den Namen „Gurke“ tauften, begannen wir bei den Bremsen. Anschließend kümmerten wir uns um den Motor und die Elektrik, aber unsere To-do-Liste wollte einfach nicht kürzer werden.

Die örtlichen Handwerkermärkte wurden zu unserer zweiten Heimat und die Mitarbeiter der Ersatzteilläden kannten uns bald beim Vornamen. Außerdem lernten wir jedes Unternehmen in Fairbanks kennen, das etwas mit Schweißen, Drehen oder Wuchten zu tun hat.

Neben dem nicht funktionierenden Tacho und der nicht vorhandenen Tankuhr verfügte unsere „Gurke“ noch über weitere schöne Features, zum Beispiel einen manuellen Blinkgeber. Auch unser Dauerbremslicht war ein schönes Extra.

Außerdem hatte der Bulli zwei Sitzbänke, wovon sich eine zum Bett ausklappen ließ, einen kleinen Hängeschrank und einen Klapptisch. Gekrönt wurde das Ganze von einer Innenverkleidung aus Holzimitat, den kleinen Leselampen und mottenzerfressenen Gardinen.

Nach mehreren Wochen Extremschrauben fuhren wir mit der “Gurke“ bei der Kfz-Zulassungsstelle vor - dem Department of Motor Vehicles (DMV).

Die Anforderungen für die Zulassung eines Autos in Alaska sind ein Witz. Das Fahrzeug sollte Frontscheiben und Frontscheinwerfer, Rückleuchten und einen Motor plus Getriebe besitzen. Funktionieren muss davon allerdings nichts - der Zustand ist völlig egal.

Die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs läge in der Verantwortung des Fahrzeughalters, hieß es und so verlief die Zulassung sehr unkompliziert und entspannt. Die nette Dame vom DMV warf noch einmal einen Blick auf unsere „Gurke“, wunderte sich kurz, dass der Wagen tatsächlich lief und wünschte uns viel Glück.

Endlich konnten wir in den Süden starten. Unser Gepäck war verstaut, der Tank gefüllt und nach einigen Startschwierigkeiten ging es endlich auf die Fahrt durch Alaska und Kanada.

Leider fuhr ich die „Gurke“ bald in dem weichen Untergrund des Seitenstreifens fest. Trotz des hochgelobten Hinterachsantriebs gab es kein Entrinnen. Wir mussten jedoch nicht lange warten und lernten unsere Retter Kristy und Albert aus Colorado kennen, die uns herauszogen.

Auf der Weiterfahrt ging einige Tage lang alles gut, doch dann hörten wir plötzlich einen Knall und die Leistung nahm abrupt ab. Wir schalteten den Motor aus und kamen etwa zehn Meilen vor unserem Ziel am Straßenrand zum Stehen.

Unser erster Verdacht eines Reifenplatzers bestätigte sich leider nicht. Beim Überprüfen des Keilriemens wunderten wir uns über die Farbe des Motorraums - ehemals grün, waren nun große Teile schwarz.

Bei einem Blick hinter den Gebläsekasten konnten wir dann auch sehen, woher das Öl kam, das sich schön gleichmäßig im Motorraum verteilt hatte. Da befand sich ein Loch mit vier Zentimeter Durchmesser an einer Stelle, wo es nichts zu suchen hatte:

Die kleinen und größeren Motorgehäusebrocken, die sich einst dieser Stelle befunden hatten, waren anscheinend das Resultat des gelegentlich auftretenden metallischen Klackerns. Nun hatte sich das Bauteil, welches auch immer es gewesen sein mag, Platz geschaffen.

Es vergingen nur wenige Minuten, bis ein Wagen neben uns anhielt. Die Seitenscheibe senkte sich und wir hörten nur ein: „Oh no, not again the Germans!“

Wir erkannten das breit grinsende Paar aus Colorado wieder. Es waren mehrere Tage vergangen, seit wir die beiden das letzte Mal gesehen hatten. Nun waren wir überglücklich, ihnen erneut zu begegnen - wussten wir doch, dass sie ein Abschleppseil besaßen.

Am nächsten Morgen bekamen wir Unterstützung von Helmut, der im Liard River Roadhouse arbeitet, das auch über eine Tankstelle mit Autowerkstatt verfügt. Der Motor ließ sich drehen, das Loch verschlossen wir mit etwas Zweikomponenten-Metallkleber und einem Stück Stahl, das wir uns aus einem herumliegenden Teil herausflexten.

Beim Durchspülen des Motors kamen uns erstaunlich viele Metallbrocken entgegen, was uns stutzig machte. Wir drehten die Zündkerze des dritten Zylinders heraus, steckten einen langen Schraubenzieher in die Öffnung und waren nicht gerade erfreut, als dieser sich beim Durchdrehen des Motors nicht einen Millimeter bewegte. Das obere Pleuellager, also die Verbindung zwischen Pleuelstange und Kolben, existierte nicht mehr. Damit war unsere Fahrt erst einmal beendet.

Wir erhielten von Helmut die Erlaubnis, die „Gurke“ für einige Wochen bei ihm stehen zu lassen, räumten den Bulli komplett aus und lagerten unsere Sachen ein. Dann ging es im Greyhound-Bus weiter in Richtung San Francisco, wo ich einen Ersatzmotor organisierte.

In einem Ford Van von 1969 und einen Trailer im Schlepptau machte ich mich anschließend ohne Dirk auf den Weg zurück in den Norden. Ich fand es sehr stilvoll, mit einem 40 Jahre alten Van einen 44 Jahre alten Bulli abzuschleppen. Wieder bei Helmut angekommen, verlud ich die „Gurke“ und fuhr weiter nach Seattle. Die Rettungsaktion war soweit geglückt. Nun verblieben nur noch 1.300 Kilometer bis San Francisco und diese Strecke sollte die Gurke wieder selbst unter ihre Räder nehmen.

Die nächsten Tage verbrachte ich in Johns Werkstatt in Seattle. Gemeinsam tauschten wir den Motor der „Gurke“ aus. Der nun eingebaute Motor aus einem Käfer Cabriolet lief hervorragend und schon bald kam ich mit dem Bulli in San Francisco an.

Unseren ursprünglichen Plan, die „Gurke“ in Kalifornien einzulagern, um sie für zukünftige Urlaubstrips in den USA zu nutzen, haben wir nach langen Überlegungen aufgegeben. Die Vernunft hat diesmal gesiegt. Anderenfalls hätten wir uns um eine Unterkunft für den Bus kümmern müssen und es wären auch immer wieder Reparaturen angefallen, die dem Einsteigen und Losfahren im Weg gestanden hätten.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge haben wir uns von unserer treuen Reisegefährtin verabschiedet. Die Erinnerung an die schöne Zeit, die wir mit der „Gurke“ hatten, wird uns immer in Erinnerung bleiben.

Wir hoffen sehr, dass ihr neuer Besitzer die "Gurke" mit all ihren Fehlern und ihrem Charme zu schätzen weiß und sich gut um sie kümmert. Und wir wünschen stets eine gute Fahrt und viele weitere Abenteuer!

Weitere Infos gibt es auf der Webseite www.panamericana-im-alten-vw.de

Torsten Schmitz