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Männer verstoßen viel öfter als Frauen gegen Verkehrsregeln

Wer hätte das gedacht? Vermutlich viele: Männer halten sich in Deutschland deutlich weniger an geltende Verkehrsregeln. Teils liegt der Männeranteil bei Verstößen bei 88 Prozent.

 ©Goslar Institut

Männer missachten Verkehrsregeln häufiger als Frauen. Zu diesem Ergebnis kommt das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) nach Auswertung der Statistik für 2020. Demnach gehen zum Beispiel 78 Prozent aller Geschwindigkeitsübertretungen auf das Konto männlicher Autofahrer, wobei der Anteil an weiblichen Führerscheinbesitzern am Stichtag bei 42,6 Prozent lag. Insofern dürfen die erhobenen Daten weitgehend als aussagekräftig gelten.

Der bei den Tempoverstößen belegte Trend zeigt sich auch bei anderen Verkehrsdelikten. So machen Männer fast 87 Prozent der Alkoholsünder aus, Frauen dementsprechend nur gut 13 Prozent. Die Missachtung von Vorschriften beim Überholen, Begegnen und Vorbeifahren gehen laut KBA-Statistik zu 88 Prozent zu Lasten männlicher Kraftfahrer.

Auch beim Thema Sicherheitsabstand schneiden die Männer mit knapp 82 Prozent der Regelverstöße nicht eben vorbildlich ab, betont das von der HUK-Coburg geführte Goslar Institut für verbrauchergerechtes Versichern. Und beim verbotenen Griff zum Handy liegen die Männer mit knapp 74 Prozent ebenfalls klar vor den Frauen mit rund 26 Prozent. Bei der gleichfalls relativ hohen Zahl an Rotlichtverstößen fallen vor allem Männer auf. Frauen machen hier nur 32 Prozent aus. Solche und andere Verstöße können schnell zu Unfällen führen.

Sind Männer also die schlechteren Autofahrer oder müssen sie eher als risikofreudiger und aggressiver im Straßenverkehr eingeschätzt werden? Eine Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) aus dem Jahr 2020 zu Aggressivität am Lenkrad kommt zu dem Ergebnis, sie trete vor allem bei Männern auf und zeige eine besondere Umweltwahrnehmung. Das eigene Fehlverhalten wird oft auf vermeintlich unzumutbare Behinderungen durch andere Verkehrsteilnehmer oder Einschränkungen durch Vorschriften zurückgeführt und gerechtfertigt. So gaben gegenüber der UDV nahezu 30 Prozent der Befragten an, sie „müssten“ drängeln, wenn ein Auto vor ihnen bummelt. Schuld habe demnach indirekt also der andere.

In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der deutschen Versicherungswirtschaft zur Stimmung auf deutschen Straßen gab rund jeder siebte Befragte zu, dass Drängeln zu seinem persönlichen Fahrstil gehöre. Noch mehr äußerten, absichtlich dicht aufzufahren, um andere Fahrer von der Überholspur zu vertreiben. Nach Einschätzung der UDV dürfte die Aggressivität auf Deutschlands Straßen insgesamt noch steigen, nicht zuletzt auch wegen des zunehmend dichteren Verkehrs.

aum