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Ausbaukonzept mit Köpfchen - Im Test: Maxxcamp

Die dreißigjährige Bulli-Erfahrung merkt man den Ideen des Entwicklers an. Martin Schlegel hat lange Jahre verschiedenste Ausbauten und Produkte in Sachen Bullicamping zwischen den Fingern gehabt. Der Weisheit letzter Schluss waren die gekauften Konstruktionen meist nicht und so wurde immer wieder selbst Hand angelegt, gebastelt, verbessert und gebaut. Mittlerweile hat Schlegel mit seinen Ideen eine eigene Firma gegründet. VW-Bulli.de hat sich die Maxxcamp-Ausbauten genauer angesehen und sich überzeugen lassen.

Das Rad kann nicht neu erfunden werden und so ist die Wahrscheinlichkeit, in Sachen VW-Bus-Ausbauten etwas bahnbrechend Neues zu entwickeln wohl auch sehr gering. Mit wenigen Ausnahmen haben sich die Möbelzeilen auf der Fahrerseite in Kombination mit einer Schlafsitzbank sowie drehbaren Vordersitzen zum gängigsten Konzept im Bulli herauskristallisiert.

Dies behält auch Maxxcamp bei, legt dabei aber Wert auf Dinge, die viele andere Hersteller aus den Augen verloren haben. Flexibilität, Multifunktionalität, also größtmöglicher Nutzen des Fahrzeugs VW-Bus gehen in vielen Fällen unter. So besitzt man zwar einen wunderbaren Campingausbau, der vielleicht drei bis vier Mal im Jahr genutzt werden kann, für den anstehenden Umzug des Schwagers oder den Großeinkauf bei einem schwedischen Möbelhaus ist der Bus mit Spüle und Kühlschrank aber denkbar ungeeignet. Andererseits möchte man auch ungern in einem leeren Transporter in den Urlaub fahren und auch der Multivan ist nur bedingt campingtauglich. Das Ziel für Schlegel und sein Team war somit klar: Der Ausbau sollte den Bulli zu einem vollwertigen Campingbus machen, gleichzeitig aber maximales Ladevolumen im Alltag ermöglichen. Damit wurde deutlich, welche Bedingungen erfüllt werden mussten: Die Möbel mussten leicht ausbaubar und transportierbar sein und der Bus darf dabei nicht großartig verändert werden.

Wir haben die Variante „Max“ und „Moritz“ getestet und genau das vorgefunden, was diesen Vorgaben entspricht. „Max“ und „Moritz“ sind zwei Schrankmodule, die eine vollwertige Möbelzeile über die gesamte Fahrerseite darstellen. Ausreichend Stauraum, Platz für eine Kühlbox sowie eine komplette Wasseranlage beinhaltet das Konzept.

Um Gewicht zu sparen ist der Korpus des jeweiligen Moduls aus CPL-beschichtetem Pappelsperrholz, die Schubladen, Türen und Abdeckungen aus einem Alu-PE-Verbundmaterial hergestellt. CNC-Maschinen sorgen hierbei für einen passgenauen Schnitt des Materials. Für die Optik sind verschiedene Dekore vorgesehen.

Wer jetzt denkt, dass durch das relativ dünne Material ein entsprechend wackeliger Schrank entsteht, der wird eines Besseren belehrt. Die Möbel stehen äußerst stabil im Bulli und angenehmerweise ist auch auf unebenen Straßen kein einziger Quietsch- oder Knarzzton aus dem Heck des Busses zu entnehmen. Hier haben die Maxxcamp-Macher durch eine gute Mischung aus Material und Bauweise genau den Mittelweg gefunden, der zu Stabilität und gleichzeitig Leichtigkeit der Schränke geführt hat. Mit insgesamt rund 35 Kilogramm ist die gesamte Schrankzeile gewichtsmäßig fast zu vernachlässigen. Zu Gute kommt dies natürlich auch der im VW-Bus ohnehin knappen Zuladung.

Der Vorteil des leichten Materials zeigt sich beim Ein- und Ausbau. Die zwei Module lassen sich zwar am einfachsten zu zweit aus dem Bus bauen, sind aber helfende Hände nicht aufzutreiben, so ist der Umbau durchaus auch alleine zu bewerkstelligen. Mit nur insgesamt fünf Verschraubungen werden die Möbel mit dem Fahrzeug verbunden. Vier dieser Verschraubungen greifen in die originalen Bodenschienen und lediglich für den hohen Heckschrank ist eine zusätzliche Verschraubung in der D-Säule von Nöten.

Bis auf diese Schraube sind damit also keine Veränderungen, zusätzliche Bohrungen oder sonstige Umbauten am Basisfahrzeug nötig. Der Ausbau lässt sich ungeübt in 10-15 Minuten erledigen und der Bus somit für andere Nutzungen extrem schnell und einfach herrichten. Der Grundgedanke nach größtmöglicher Flexibilität ist aus unserer Sicht mit „Max“ und „Moritz“ einwandfrei umgesetzt. Doch zeigen sich auch die Möbel selbst für einen Campingurlaub sinnvoll genug? Um die Antwort vorweg zu nehmen – eindeutig ja.

Das Problem, das jeder Busbesitzer mit einer umklappbaren Schlafbank kennt: In mindestens einer Stellung dieser Schlafbank sind irgendwelche Fächer in benachbarten Schrankzeile gar nicht oder nur durch größtmögliche Anstrengung zu erreichen. Dies ist auch bei Maxxcamp nicht anders, aber hier wurde durch pfiffige Details die Anzahl an unzugänglichen Schrankteilen minimiert.

In aufrechter Sitzposition sind sogar alle Fächer uneingeschränkt zugänglich. Im hohen Heckschrank „Moritz“ wird dies durch die Verwendung einer Türjalousie verwirklicht, die sich aus jeglicher Position leichtgängig öffnen lässt. Unter dem Jalousiefach hat Maxxcamp den Raum für etwas sperrige Dinge genutzt und lediglich ein Netz angebracht.

Normalerweise kommt man an diesen Bereich nur mühsam über die geöffnete Heckklappe und aufgestellter Bettverlängerung heran. Die Bettverlängerung, die Maxxcamp mitliefert, lässt sich jedoch in zwei Richtungen aufklappen: Zum einen wie man es kennt ähnlich einem Kofferraumdeckel von hinten über die geöffnete Heckklappe, zum anderen aber ebenfalls aus dem Innenraum in die andere Richtung. So ist nicht nur das untere Schrankfach zu erreichen, auch Dinge die sich unter dem Heckbett befinden, können bequem von innen erreicht werden.

Wer schon einmal in dunkler Nacht bei Regen und einem vollbesetzten Fahrradträger die unter der Bettverlängerung verstaute Reisetasche mit der Zahnbürste hervorholen musste, wird nachvollziehen können, welcher Vorteil durch die zweiten Scharniere an der Bettplatte entsteht.

Das hinterste Fach, das durch eine normale Schranktür zugänglich ist, schafft weiteren Platz für Kleidung und sonstige Campingutensilien. Über dieses Fach sind auch der serienmäßige Wagenheber und das Warndreieck am Radkasten erreichbar. Allerdings muss man hier schon „tief tauchen“ um an den Boden zu gelangen. Von der aufrecht gestellten Sitzbank aus ist das unmöglich. Eine zusätzliche Klappe auf der Stirnseite des Schrankes, die über die Heckklappe zu öffnen wäre, wäre wünschenswert, kann aber aus Stabilitätsgründen nicht realisiert werden, wie uns Martin Schlegel erläutert.

Das direkt hinter dem Fahrersitz befindliche Modul „Max“ beinhaltet die „Campingtechnik“.

Hier finden sich Spülbecken und Wasserkanister sowie die perfekt integrierte WAECO-Kühlbox wieder. Diese sitzt in eigens dafür angefertigten Halterungen, kann aber ohne Werkzeug einfach herausgehoben und wieder verstaut werden. Die originalen Griffe können hierfür zwar nicht benutzt werden, jedoch hat Maxxcamp eigens Gurte angebracht. Ein zusätzlicher Gurt kann über die Box gespannt werden, um sie vollständig im Fahrzeug zu sichern.

Der Verzicht auf einen eingebauten Kühlschrank schafft nur Vorteile. Zum einen ist der Montageaufwand äußerst gering, zum anderen kann die Box so bequem zuhause beladen und vorgekühlt werden oder auch ganz einfach zu einem anderen Anlass Gebrauch finden, etwa der Grillfeier im Garten. Im Fahrzeug ist lediglich die Stromverbindung herzustellen. Es passen die Kompressorkühlboxen CF-35 und CF-40.

Unterhalb der Box befindet sich im Modul „Max“ ein großes Staufach, das mittels Schiebetür geöffnet werden kann. So ist es auch möglich an den Stauraum zu gelangen, wenn die Sitzbank auf gleicher Höhe steht. Hier verschwinden idealerweise Schuhe und anderes sperriges Transportgut. Unterhalb der eingebauten Edelstahlspüle finden die Wasserkanister ihren Platz. Aufgrund der verschiedenen Höhen bleibt sogar noch Raum für Trinkflaschen oder andere Dinge. Mittels einer einfach zu bedienenden Haltekonstruktion bleiben die Kanister an ihrem Platz. Ein mühsames Angurten oder Ausstopfen eventueller Zwischenräume entfällt. Die Tür dieses Fachs ist ein ausgeklügeltes Detail, denn Sie ist ausschließlich über eingelassene Magnete befestigt und kann als zusätzliche, kleine Tischplatte über der Besteckschublade benutzt werden – einfach, aber genial!

Die drei Schubladen in der Mitte des Variomoduls „Max“ können sämtliche Küchenutensilien und Urlaubsvorräte aufnehmen. Die oberste Schublade ist mittels Druckknopfverriegelung bedienbar und ist fest im Modul verbaut. Auf ihrer Oberseite sind die für die eben erwähnte Zusatztischplatte notwendigen Magnete eingelassen. Über eine angebrachte Schiene, in der auch der serienmäßige Californiatisch aus der Schiebetürverkleidung Halt findet, lässt sich die Kanistertür wackelfrei einlegen und schafft so schnell und unkompliziert Ablageplatz für den Kaffee zwischendurch. Fehlt ein Tablett im Urlaub, so kann die Tür auch dafür herhalten.

Die unteren zwei Schubkästen sind mit sogenannter Push-to-open-Technik ausgestattet. Drücken, entriegeln und schon kommen einem die Schubladen entgegen. Sie können vollständig dem Schrankmodul entnommen und so zum Beispiel in der heimischen Küche bequem beladen werden. Hierfür wären allerdings kleine Grifflöcher an den Seitenwänden sinnvoll. Die beiden unteren Schubladen sind die einzigen Staumöglichkeiten, die bei umgeklappter Schlafbank nicht mehr zu öffnen sind, aber das dürfte verschmerzbar sein.

Für die Spüle hat Maxxcamp eine Holzabdeckung im Zubehörprogramm, die mittels Magneten das Becken verdeckt und der Wasserhahn lässt sich mittels Schlauch über das Schiebefenster auch als Außendusche verwenden. Es ist nichts verbaut, das keinen Sinn macht und unnötig ist. Man merkt hier eindeutig die langjährige Campingerfahrung der Maxxcamp-Crew. Nur wer des Öfteren über einen längeren Zeitraum in einem VW-Bus gecampt hat, weiß die kleinen Details zu schätzen. Der Platz neben der Spüle dient entweder dem mobilen Einflammen-Gaskocher als Stellfläche oder ist ausreichende Arbeitsfläche.

Die Stromversorgung des Variomoduls erfolgt übrigens über eine einzelne 12-Voltverbindung mit Fahrzeugstecker. Eine zusätzliche 12-Volt-Steckdose findet sich an der Modulfront. Je nach Ausstattung kann hier auch noch eine 230Volt-Steckdose sowie ein USB-Ladeanschluss und eine Batteriekontrollanzeige untergebracht werden.

Das Variomodul „Max“ kann unter dem Namen „Compact“ auch ohne den Kühlboxteil als einzelner Küchenblock erworben werden. Dies ist für den California Beach sinnvoll, der eine integrierte 3er-Sitzbank hat und somit keinen Raum für eine vollständige Schrankzeile zulässt. Aber auch im Multivan macht dieses Modul eine gute Figur, lässt es sich nicht nur vor der Seitenwand platzieren, sondern auch quer hinter den Vordersitzen, um das Umklappen der Schlafbank zu ermöglichen. Das kleinste und zugleich neueste Multimodul „Fritz“ in gleicher Leichtbauweise rundet das Gesamtprogramm mit einem kleinen Küchenblock nach unten ab. Mehr hierzu jedoch in späterer Berichterstattung.

90% der Kunden sind nach Aussage von Martin Schlegel Besitzer des California Beach, etwa 10% sind Kunden mit Fahrzeugen wie dem Multivan. Vor Anfragen kann sich Maxxcamp auch hinsichtlich anderer Fahrzeugtypen nicht retten, aber vorerst bleibt das Konzept maßgeschneidert für den VW T5.

Aus unserer Sicht ist das Maxxcamp-System ohne Einschränkungen zu empfehlen, beinhaltet es doch viele gute Details, die das Campen im T5 erheblich erleichtern. Viel entscheidender ist jedoch, dass sich die Campingmöbel innerhalb weniger Minuten aus- und wieder einbauen lassen und somit nur dann zum Einsatz kommen, wenn Sie auch wirklich gebraucht werden. Der VW-Bus bleibt somit das, was er ursprünglich auch immer sein sollte – ein Auto für alle Lebenslagen.

von Patrick Kühl